Vom Wohnzimmer in den Kader getanzt

TANZEN: Tanzsportverband Rheinland-Pfalz bietet Online-Sichtung – Fünf Nachwuchs-Paare des Tanz-Clubs Rot-Weiß erhalten Nominierung

Beim Online-Jugend-Cup des Tanzsportverbandes Rheinland-Pfalz tanzen sich fünf Paare des TC Rot-Weiß Kaiserslautern in den Jugend-Kader Latein. Keine leichte Aufgabe, der für gewaltige Motivation sorgt.

Sie trainieren seit Monaten online, ihr Parkett ist der Wohnzimmer-, der Kinderzimmer- oder der Küchenboden. Mehr war für Kinder- und Jugend-Tanzpaare einfach nicht drin. Eine lange Durststrecke, in der vor allem die Kreativität und Motivationskunst der Trainer immer wieder gefordert war. Da kam der vom Tanzsportverband Rheinland-Pfalz online ausgerichtete Jugend-Cup für Lateintanzpaare als Höhepunkt nun gerade recht. Leicht war es nicht, aber ein großer Anschub, um weiter zumachen, das war das Turnier alle mal. Fünf der Nachwuchs-Tanzpaare vom Tanz-Club Rot-Weiß Kaiserslautern konnten sich beim Cup in den Landeskader tanzen. „Durch die Aufnahme in den Landeskader dürfen unsere Lateinkinder und Lateinjugendliche sofort mit dem Training beginnen“, freut sich Astrid Kraayvanger, Pressesprecherin des Vereins, dass es für den Nachwuchs nach einer langen bedrückenden Zeit ohne echtes Training endlich weitergehen kann. Den Grundstein für das erfolgreiche Abschneiden beim Online-Cup haben die Rot-Weiß-Latein-Trainer Alina Bielfeld und Thomas Kulesov mit einem engagierten Online-Training über lange Wochen und Monate gelegt.

Auch Fitness geprüft

Beim Jugend-Cup musste nicht nur getanzt, auch die Fitness musste unter Beweis gestellt werden. Verlangt waren der Cha Cha Cha plus eine Kür und ein Fitnessprogramm. Keine leichte Aufgabe für die Kinder, die sich teils im lange nicht mehr getragenen Turnier-Outfit präsentierten. Das Tanzen musste schließlich vor der Kamera erfolgen. Aber auch die Organisatoren vom Verband und das sechsköpfige Wertungsgericht stand vor Herausforderungen. „Für die sechs Damen und acht Herren war es sicherlich gewöhnungsbedürftig, die Tänzerinnen und Tänzer auf dem Monitor zu beurteilen. Bevor es losging, musste darauf geachtet werden, dass die Lichtverhältnisse stimmen und der Abstand zur Kamera passt,“ erläutert Christine Reichenbach, Pressesprecherin des Landesverbandes. Wo Ton- oder Internetprobleme auftauchten, wurde prompt reagiert und das Kind wurde zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufgerufen.

Trainingsbeginn rückt näher

Beim Cha Cha Cha war eine festgelegte Grundfolge gefordert. Bei der Kür waren Tanz und Musik frei wählbar. „Besonders schön war, dass wir viele Talente aus Hip Hop, Garde und Showtanz sowie Contemporary gesehen haben“, so Reichenbach. Beim Fitnesstest kam Ausdauer, Balance und die Kraft der Kinder und Jugendliche auf den Prüfstand. Jedes Modul wurde extra bewertet und konnte am Ende zu Gold, Silber oder Bronze führen. Medaillen gab es keine, es gab Sterne auf einer Ehrenurkunde und für einige, so auch für fünf Paare des TC Rot-Weiß, die Aufnahme in den Jugend-Landeskader und damit wieder die Möglichkeit eines richtigen Trainings. Das ist nun aber durch weitere Lockerungen im Hallensport auch für alle Tänzerinnen und Tänzer zumindest wieder im Bereich des Möglichen. „Durch die coronabedingte Begrenzung auf wenige Tänzer und Tänzerinnen je Trainingsgruppe müssen die meisten Gruppen neu aufgeteilt und organisiert werden“, berichtet Kraayvanger, von heiß laufenden Telefonen und einem regen Kontakt über Messenger-Dienste. Auch Neu und Wiedereinsteiger können endlich wieder dem Traum vom Tanzen nachgehen. Unter www.tcrotweiss-kl.de finden sich alle Angebote des Vereins. Informationen gibt es auch in der Geschäftsstelle unter 06301 6119376.

Quelle: Rheinpfalz – 09.06.2021
Bericht: Doris Theato

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Die Karriere hängt am Nagel, die Tanzschuhe nicht

FAMILIENBANDE: Geschwisterpaar, Tanzpaar, Trainerpaar – Alina und Thomas Kulesov sind all das. Sie haben nicht nur die Kindheit zusammen verbracht, sie teilen auch ihre Leidenschaft fürs Tanzen. Aber ohne Mamas „Bonbon“ wären sie vermutlich nie so weit gekommen.

VON DORIS THEATO – Rheinpfalz, 19.11.2020

Der Tanzclub Rot-Weiß Kaiserslautern ist mit einembreiten Trainerstab in allen Sparten gut aufgestellt. Darunter sind auch Eigengewächse wie die Geschwister Alina (32) und Thomas (30) Kulesov, die beide den B-Schein im Latein-Leistungssport haben und für den Kinder- und Jugendbereich verantwortlich zeichnen. Alina Kulesov besitzt zudem den C-Schein im Standard-Leistungssport und die Zumba-Trainerlizenz.

Dass die Geschwister, die gemeinsam auf dem internationalen Tanzparkett unterwegs waren, heute in ihrem Verein so aktiv für den Nachwuchs da sind, hat gleich mehrere Gründe. Aber der Reihe nach. Gut 20 Jahre ist es her, da schleppten Freunde den elfjährigen Thomas zum TSV Ramstein ins Tanztraining. Der Ramsteiner Bub war begeistert. Das rief die zwei Jahre ältere Schwester Alina auf den Plan, die nun ihrerseits im Tanztraining auftauchte. Was die Mama ganz prima fand. „Unsere Eltern waren schon hinterher, dass wir beschäftigt waren“, muss Alina Kulesov heute lachen, wenn sie an die Mühen, vor allem der Mama denkt.

Immerhin hatten die Geschwister vor dem Tanzen schon die Musikschule ausprobiert und verworfen und mit Wing Chun in einen Kampfsport reingeschnuppert. Dabei geblieben sind sie nicht. Beim Tanzen sollte das anders laufen. Zunächst übte jeder mit anderen Partnern. Die „Null-Bock-Phase“ ließ wieder nicht lange auf sich warten. Thomas wollte nicht mehr. „Mama hat ihm einen ganz schönen Strich durch die Rechnung gemacht“, erinnert sich die Schwester, dass ihr Bruder aufhören wollte und die Mutter mit vielen kleinen
Aufmerksamkeiten das Interesse am Tanzen am Lodern hielt.

Mama blieb also geduldig und packte mit einer Fahrt nach Stuttgart zur German Open Championships dann wohl das richtige Bonbon aus.
Die Geschwister staunten ob der Schönheit des gelungenen Tanzes und verschwendeten seitdem keinen Gedanken mehr an andere Sportarten.

Lateintanz, das war genau das Richtige! Auf dem Parkett verlief der Sport rund, ansonsten gab es den ganz normalen Geschwisterzoff. „Wir waren sicher nicht anders als andere Geschwister“, gibt Alina Kulesov heute rückblickend zu, dass sie und ihr Bruder als Heranwachsende schon ganz gut streiten konnten. Der Alterssprung der Schwester in die Hauptgruppe war dann der Auslöser, dass beide fortan mit neuen Tanzpartnern auf Turniere zogen. Nicht dauerhaft. Nach rund vier Jahren hieß das Tanzpaar wieder Thomas und Alina Kulesov.

„Wir waren reifer geworden“, erinnert sich Alina an die nun folgende Harmonie auf und neben dem Parkett. Die Erfolge stellten sich ein, darunter Landesmeistertitel und das Tanzen auf internationalem Parkett. Nicht einfach so. Dort, wo die Mama früher den Weg geebnet hatte, war es nun der TC Rot-Weiß, der die Geschwister unterstützte. Zudem band sie das Vereinsleben immer mehr ein. Geschickt wies die damalige TC-Rot-Weiß-Jugendtrainerin Juliane Nittmann den Geschwistern die Richtung zum Trainerschein. „Sie hat uns gefördert
und immer mal wieder das Training übernehmen lassen“, sehen sich die Geschwister als bald beim Pauken für den Trainerschein, den sie nun schon gut zehn Jahre haben.

„Unsere Trainer Natalia Magdalinova und Anton Ganopolsky waren immer an unserer Seite“, sprechen die Geschwister einen weiteren für sie wichtigen menschlichen Meilenstein an. Nur der ganz große Tanzerfolg, der sollte nicht sein. Kurz vor der Teilnahme bei der Deutschen Meisterschaft sprang Thomas Kulesov beim Kadertraining die Kniescheibe raus. Eine schmerzhafte Odysee durch die Arztpraxen
begann, die Geschwister hängten die Karriere an den Nagel. Nicht aber die Tanzschuhe. Als Trainer im Verein und auch in der Kooperation mit der Grundschule Hohenecken und der dortigen Tanz-AG sind sie aktiver denn je.

Zumindest wenn Corona es zulässt. „Wir kriegen das hin“, verbreitet Alina Kulesov positive Stimmung und verweist auf das Online-Training, das der TC Rot-Weiß anbietet. Kein Vergleich zum gemeinsamen Training, aber zumindest ein Stück Routine im sportlichen Alltag. Das sei wichtig, sagt die Trainerin, die in Landau im Referendariat zur Gymnasiallehrerin steht. „Ich bin im Allgemeinen Erfinder, würde ich sagen“, stellt Thomas Kulesov seinen Alltag vor. „Zuletzt habe ich einen eigenen Ballsport, www.hayball.de, erfunden, und gerade bin ich in der App-Entwicklung tätig für eine Art Social Media Plattform“, erklärt er, was er sonst so macht, wenn er nicht gerade mit seiner Schwester und für seine Schüler tanzt.

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