Tanzen früher und heute – es kommt auf den Partner an

Strenge Schrittbegrenzung war gestern. Heute ist Tanz dynamischer und voller Choreografie. Heinz Somfleth, seit 40 Jahren Trainer beim TC Rot-Weiß Kaiserslautern, kennt die Facetten im Turniertanz – alle. Das Geheimnis des Siegens, das kennt der inoffizielle Weltmeister auch.

 

Tanz ist überall, in allen Kulturen, in allen Ländern. Tanz war und ist Kommunikationsmittel, und nicht nur bei uns Menschen. Zahlreiche Tiere umgarnen mit rhythmischen Bewegungen ihre Partner. Tanz ist natürlich auch Sport, und Sport ist immer im Wandel, somit auch das Tanzgeschehen auf den Turnieren. War noch vor ein paar Jahren die Schrittfolge vor allem in den unteren Klassen D und C streng begrenzt, so wurde die Reglementierung dessen, was Anfänger bei den Turnieren zeigen durften, im Laufe der Zeit immer mehr erweitert. „Man hat dadurch mehr Möglichkeiten, ansprechende Choreografien zu entwickeln. In den oberen Klassen A und S tanzt man heute dynamischer, sportlicher als früher. Die Trainer sind kreativer und können so attraktive Choreografien erstellen“, umschreibt Tanztrainer Heinz Somfleth den deutlich sichtbaren Wandel bei den Tanzturnieren. Somfleth weiß dabei ganz genau, wovon er spricht. Ist doch der 73-Jährige ein wahres und überaus erfolgreiches Urgestein im Tanzgeschehen. 2021 steht er offiziell seit 40 Jahren als Trainer beim Tanz-Club Rot-Weiß Kaiserslautern mit auf dem Parkett. „Davor habe ich auch schon unterrichtet“, blickt der Trainer mit dem A-Schein und der S-Richterlizenz, auf eine gewaltig lange Zeit zurück, die in den 1960ern mit eigenen Erfolgen auf der Tanzfläche ihren Anfang nahmen.

Vom Tormann zum Tänzer Sein Erfolgsgeheimnis hat dabei einen Namen: Ilse, seine Frau. Sie hat den jungen Fußballer Heinz nicht direkt aufs Parkett geführt. Das war mehr oder weniger seine eigene Familie, die befand, dem Jungen mangelt es an Manieren. Also ab mit ihm in die Tanzschule, der Tanzlehrer wird ihm schon das Einmaleins des guten Benehmens beibringen! Was keiner ahnen konnte, der junge Heinz hat sich sofort auf dem Parkett gut gefühlt. Aus dem Tormann wurde ein Tänzer! Auch ein Wandel im Sport, halt einer von Stollenschuhen und großen Handschuhen hin zu gepflegtem Schuhwerk und sauberen Händen, ein Wandel vom Elfer- zum Paarteam und ein Wandel vom Tanzmuffel hin zum inoffiziellen Weltmeister, gemeinsam mit seiner Ilse.

Die größten Erfolge „Unsere Erfolge aufzuzählen, wäre zu umfangreich. Die größten Erfolge waren der dreifache Gewinn der French Open in Paris, der Gewinn der German Open, damals noch in Mannheim. Der größte Erfolg war zweifellos der Gewinn der British Open in Blackpool“, blickt Heinz Somfleth heute auf die rund 25 Jahre aktiven Turniertanz zusammen mit seiner Frau Ilse zurück. Blackpool galt damals als inoffizielle Weltmeisterschaft. Die Trophäe hat bei dem Paar, das nie unter den Profitänzern war, bis heute einen Ehrenplatz in der Vitrine. Jeder Turniertänzer weiß, ohne den richtigen Partner im Arm nutzt kein Talent und kein Trainingsfleiß. So wusste Heinz Somfleth immer: Ohne seine Ilse wären all die glänzenden Erfolge ausgeblieben. So krass, wie es ihm mal ein italienischer Mitkonkurrent aufs Butterbrot geschmiert hat, so krass, wollte er es allerdings nicht hören. Ohne seine Ilse hätte er nicht den Hauch einer Chance gehabt! An den Worten des Italieners hat Heinz Somfleth erst ein bisschen geknabbert, um dann zuzugeben, dass da was dran ist. Zum Tanzen gehört aber auch die Wahrheit, dass jedes Paar nur so gut ist, wie es der jeweilige Partner zulässt. Genau deshalb hat der Trainer Heinz Somfleth auch immer vier tanzende Füße im Blick und lässt den Wandel im Tanzsportgeschehen nicht aus den Augen. Stehenbleiben ist nicht seins. Nicht, was die eigenen Tanzfüße angeht und auch nicht, was das Wissen rund um das Tanzen angeht. Das wäre auch ausgesprochen schlecht gewesen, hat sich der Tanzsport im Laufe der Jahrzehnte doch ziemlich weiterentwickelt. So gehört die jährliche Schulung zur Lizenz-Erhaltung in Bad Kissingen für ihn einfach dazu. Gerade für die Einsteiger begrüßt Somfleth, dass heute nicht mehr alles so streng begrenzt ist und die Paare von Anfang an mehr Spaß auf der Turnierfläche haben. Allerdings dürfe die Basisarbeit an den Schritten nicht vernachlässigt werden. „Wenn das Paar nur Posen zeigt und die Schritte nicht exakt sind, ist das einfach nur schauderhaft“, lässt er im Training bei seinen Paaren keine halben Sachen zu.

Täglich auf der Tanzfläche In normalen virusfreien Zeiten steht Heinz Somfleth täglich auf der Tanzfläche. „Meine Frau trainiert die Breitensportgruppe und assistiert mir gelegentlich beim Training mit den Turnierpaaren. Mein Schwiegersohn Christoph Groß-Somfleth (auch Trainer A) trainiert ebenfalls die Turnierpaare, um das umfangreiche Trainingspensum bewältigen zu können“, stellt er seine tanzende Familie noch näher vor. Zu ihr gehört auch Tochter Nadia, die mit ihrem Christoph ebenfalls national erfolgreich auf dem Parkett unterwegs war, den Trainerschein hat, derzeit aber mit den zehnjährigen Zwillingen gut eingespannt ist. Seine Enkel spielen heute übrigens Fußball, genau wie Heinz Somfleth auch. „Mit Tanzsport haben sie noch nichts im Sinn, vielleicht später“, sagt der Opa, der nichts gegen einen weiteren sportlichen Wandel hätte.

Quelle: Rheinpfalz – 09.01.2021
Bericht: Doris Theato

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